Der Goldene Schnitt
Harmonie und Proportion in Kunst, Design,
Innenarchitektur und Architektur

Die in der Natur herrschenden Verhältnisse
des gleichseitigen Dreiecks, des Quadrates, des gleichseitigen Fünfecks
und des Goldenen Schnittes sind den Menschen schon immer vertraut
gewesen und von ihnen als "naturgemäß und wohlgefällig"
und daher als schön empfunden worden. Die Kunst benutzte in allen
Stilpochen, ganz besonders aber in der griechischen Antike, im Mittelalter
und in der Renaissance die Formen, die die Natur ihr bot:
Die "Goldenen Proportionen" - Der Goldene
Schnitt
Es ist im Menschen schon sehr früh die Erkenntnis gereift, dass
der Harmonie ein verborgenes Gesetz zugrunde liegen
muss. Die regelmäßige, wohlproportionierte Form der Kristalle,
die Maßverhältnisse des menschlichen Körpers, die
Maßverhältnisse im Bau von Tieren und Pflanzen, die Strukturgesetze
der Musik, Malerei, Plastik und Baukunst unterliegen alle einem geheimnisvollen
Zahlenverhältnis.
5 Methoden zur genauen Ermittlung des Goldenes Schnittes:

Das Pentagramm

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Am regelmäßigen Fünfeck, dem
Pentagramm, ergeben sich durch die Diagonalteilung große
und kleine Abschnitte, wobei der kleine Teil zu einem größeren
in demselben Verhältnis steht wie der größere
Teil zur Summe von kleinen und großen Teilen. |
Das Besondere am Pentagramm ist, dass sich hier nicht der angenäherte,
sondern der mathematisch genaue Goldene Schnitt ergibt.
Die Pythagoreer waren die ersten, die den genauen
Begriff der Harmonie und ihrer Messbarkeit entdeckten. Schon im 6.
Jahrhundert v. Chr. haben sie in der griechischen Philosophenschule
den Versuch unternommen, das Gesetz der Harmonie zu er-messen.
Nachdem ihre Experimente im Bereich der Musik zunächst
zum Dreiklang aus Terz, Quinte und Oktave, also der mathematischen
Konstante 3:5:8 geführt hatten, entdeckten sie später
am regelmäßigen Fünfeck, also am Pentagramm ein harmonisches
Verhältnis zweier Strecken zueinander als Goldenen Schnitt. Dieses
"göttliche Verhaltnis" der Harmonie hat die griechische
Kunst und später die Renaissance stark beeinflusst
Baumeister des Altertums, der Romanik und Gotik
und auch die Baumeister späterer Stilepochen bauten nach
diesem als Geheimnis für Eingeweihte streng gehüteten Gesetz
von "Maß und Zahl" viele Bauwerke, die noch heute
als zeitlos (keiner Moderichtung unterworfen) angesehen werden.
Die Bezeichnung Goldener Schnitt stammt aus dem
Mittelalter, einer Zeit, in der dieser Proportion offensichtlich große
Bedeutung gegeben wurde. (Pacioli, 15./16. Jh., gab ihr bereits den
Namen proportione divina = göttliche Proportion.)
Albrecht Dürer hat sich in seiner "Proportionslehre"
(1528) mit den "Schlüsselfiguren": dem Dreieck, dem
Quadrat, dem Fünfeck und ihren Maßverhältnissen auseinandergesetzt.
Der französische Bildhauer Rodin schrieb über die Beziehung
der Natur zur Kunst: Zitat: "...und die Blumen haben die Kathedralen
geschaffen... Die Kathedrale ist im Ebenbild der lebenden Körper
erbaut. Ihre Proportion, ihre Gleichgewichtsbeziehungen entsprechen
genau der Ordnung in der Natur." (Zitat Ende).

1. Die Ermittlung des Goldenen Schnittes
Das Verhältnis des Goldenen Schnittes beruht auf einer feststehenden
Regel von größter Genauigkeit. Die Formel dafür heißt:
Die kürzere Strecke verhält sich
zur längeren
wie die längere zur ganzen ungeteilten Strecke.
Wenn man also eine gegebene Linie so in zwei ungleiche Teile teilt,
dass sich der entstandene kleinere Teil zum größeren so
verhält wie der größere zur ganzen Linie, ist diese
nach dem Goldenen Schnitt geteilt:
Man errichtet am Endpunkt B der Strecke AB eine Senkrechte, auf der
man von B aus die Hälfte

abträgt. Um C schlägt man mit CB einen Kreis.
Verbindet man C mit A, so schneidet diese Linie den Kreis im Punkt
D. Schlägt man um Punkt A mit AD einen Kreis, so schneidet dieser
die Strecke AB in Punkt E und teilt sie nach dem Goldenen Schnitt.

Die Länge EB verhält sich nun zu AE wie AE zur ganzen Strecke
AB.

2. Eine weitere Methode zur Ermittlung des Goldenen
Schnittes
Diese Methode zur Ermittlung des Goldenen Schnittes arbeitet
mit dem Quadrat und zwei Kreisen:
Man erstellt auf der nach dem Goldenen Schnitt zu teilenden Grundlinie
AB ein Quadrat, das senkrecht in der Mitte geteilt wird.

Dann schlägt man um eine obere Ecke einen Kreis mit der halben
Quadratseite als Radius.
Schlägt man nun um die Mitte der Grundlinie einen weiteren Kreis,
so groß, daß dieser den oberen Kreis berührt, so
wird die senkrechte Mittellinie dort, wo der zweite Kreis diese schneidet,
nach dem Goldenen Schnitt geteilt.

3. Die Goldene Reihe
Den Goldenen Schnitt kann man auch als Goldene Reihe wie
folgt ermitteln:
Die in C nach dem Goldenen Schnitt geteilte Gerade AB kann man weiter
nach diesem Verhältnis unterteilen, indem man die Länge
CB von A aus bis D abträgt. Dann ist auch AD:DB=DB:AB, hat also
jede begrenzte Gerade zwei "harmonische" Teilungspunkte.

Der Zwischenraum zwischen den beiden gefundenen bzw. ermittelten
Punkten, die Strecke DC, steht dann ebenso im Goldenen Verhältnis
zu AD und CB, so dass nun die Minoren AD und CB der Strecke AB die
Majoren zu DC darstellen.

Verlängert man die Strecke AB über A hinaus um die gleiche
Strecke bis D, so bilden die dadurch entstandenen drei Strecken eine
sogenannte "Goldene Reihe".
Die Vergrößerung kann man ebenso wie die Verkleinerung
bis ins Unendliche weiterführen. Die auf diese Art ermittelten
Strecken stehen dann im Goldenen Verhältnis oder im sogenannten
"Goldenen Zirkel".
Bei dieser Ermittlungsweise der Goldenen Reihe ist es zum Beispiel
möglich, statt der Proportion 3:5 oder 5:8 auch andere Proportionen
wie z.B. 3:8 zu ermitteln.
Dies kann wichtig werden, wenn eine bestimmte gestalterische Absicht
oder durch die durch den Zweck eines Bauwerkes vorgegebenen Grundmaße
mit den "normalen Proportionen des Goldenen Schnitts" nicht
erreicht werden können. Das kann z.B. bei der Gestaltung und
Konstruktion von Möbeln oder von Bauwerken durchaus der Fall
sein.

4. Den Goldenen Schnitt rechnerisch ermitteln
Will man das Verhältnis des goldenen Schnittes in Zahlen ausdrücken,
muss man Zahlen wählen, die dieses Verhältnis annähernd
genau wiedergeben, also nur ganze Zahlen, die nach einer bestimmten
Formel entstehen.
Die Zahlenreihe, die annährend dem Goldenen Schnitt
entspricht, ist die sogenannte Lame´sche Reihe:
1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, 233, 377 usw.
Diese Zahlen erhält man einfach, indem man die vorangegangene
Zahl zum Ergebnis dazuzählt:
1+1=2 +1=3 +2=5 +3=8 +5=13+8=21 +13=34 +21=55 +34=89 +55=144 +89=233
+144= 377 usw.
Diese Zahlen drücken das Verhältnis zwar nicht ganz genau
aus, dafür sind sie leicht zu ermitteln.

5. Konstruktion des Goldenen Schnittes ohne Zirkel
Hat man keinen Zirkel zur Hand, kann man noch die folgende
einfache Methode zur Ermittlung des Goldenes Schnittes anwenden:
Man teilt die betreffende Strecke in acht gleichgroße Teile
und nimmt dann bei drei und fünf die harmonischen Teilungspunkte
an.
Beispiel:
Die angenommene Strecke AB ist 24 cm lang, man rechnet wie folgt:
24 : 8 |
= 3 |
|
3 x 5 |
= 15 |
= Teilstrecke Major |
3 x 3 |
= 9 |
= Teilstrecke Minor |

6. Üblich ist auch die Angabe des goldenes Schnittes
im Zahlenverhältnis:
1 : 1,618
Der goldene Schnitt in der praktischen Anwendung
Wenn es auch heutzutage nicht mehr so häufig geschieht wie in
früheren Epochen - die Proportionslehre und den goldenen Schnitt
kann man heute genauso anwenden wie die alten Meister es taten - in
der Architektur, Innenarchitektur und im Design jeder Art, bei Bauwerken
genauso wie bei Möbeln oder in der Gartengestaltung...
Durch das Befolgen der altehrwürdigen Proportionslehre erhalten
eine Eingangstür, ein Fenster, eine Fassadengestaltung, eine
Raumaufteilung oder ein modernes Designermöbel einen harmonischen
Anblick, das besondere Etwas, das den meisten Menschen nicht offensichtlich
auffällt, aber besonders gut gefällt.
Falls Sie momentan mehr an der praktischen Anwendung
von Stilen und Stilkunde-Kenntnissen interessiert sind, weil Sie ein
eigenes Projekt gestalten möchten, falls Sie kompetente Hilfe
beim Bauen, Einrichten und Ausstatten brauchen, dann finden Sie hier
persönliche Beratung
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